Glaube

Herzschmerz

Enttäuschung. Für uns alles kein unbekanntes Gefühl. Und doch werden wir jedes Mal aufs neu zu Boden geworfen wenn er uns trifft. Der Stein, der unser Glasherz zerbricht. Dann, wenn wir es am wenigsten erwartet haben. Von den Menschen, denen wir vertrauten. Wir haben unser Herz gezeigt und es damit zur Zielscheibe gemacht.

Den Formen der Enttäuschung sind keine Grenzen gesetzt. Oft passiert es, wenn nahestehende unser Vertrauen missbrauchen. Oder wenn Geliebte nicht da sind, wenn wir sie am meisten brauchen. Wenn uns Christen aus unserer eigenen Gemeinde nicht verstehen. Unsere Not nicht verstehen. Und es scheint als wäre der letzte Funken Mitgefühl und Liebe erloschen. Menschen sind nicht perfekt. Menschen machen Fehler.

Jesus hatte das gleiche erlebt. Allein gelassen in seinen schlimmsten Stunden. Dort in dem Garten Gethsemane. Er bat seine Freunde bei ihm zu sein und ihn zu unterstützen. Er hatte Todesängste. Aber sie fühlten es nicht. Seine Not. Seine Angst. Sie schliefen. Ihre Augen waren geschlossen für die Not des anderen, auch wenn sie offensichtlich war.

Lesen wir einmal die Bibelstellen dazu:

Jesus im Garten Gethsemane aus Lukas 22, 39-45

Und er ging hinaus nach seiner Gewohnheit an den Ölberg. Es folgten ihm aber seine Jünger nach an den Ort.  Und als er dahin kam, sprach er zu ihnen: Betet, auf daß ihr nicht in Anfechtung fallet!

Und er riß sich von ihnen einen Steinwurf weit und kniete nieder, betete und sprach: Vater, willst du, so nehme diesen Kelch von mir, doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!  Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Und es kam, daß er mit dem Tode rang und betete heftiger. Es ward aber sein Schweiß wie Blutstropfen, die fielen auf die Erde.

Und er stand auf von dem Gebet und kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafen vor Traurigkeit und sprach zu ihnen: Was schlafet ihr? Stehet auf und betet, auf daß ihr nicht in Anfechtung fallet!

Jesus in Gethsemane aus Matthäus 26, 36-46

Da kam Jesus mit ihnen zu einem Garten, der hieß Gethsemane, und sprach zu den Jüngern: Setzt euch hier, solange ich dorthin gehe und bete. Und er nahm mit sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen. Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wacht mit mir! Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!

Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. Zum zweiten Mal ging er wieder hin, betete und sprach: Mein Vater, ist’s nicht möglich, dass dieser Kelch an mir vorübergehe, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!

Und er kam und fand sie abermals schlafend, und ihre Augen waren voller Schlaf. Und er ließ sie und ging abermals hin und betete zum dritten Mal und redete dieselben Worte. Dann kam er zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist da, dass der Menschensohn in die Hände der Sünder überantwortet wird. Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.

Versetzen wir uns einmal in Jesu Lage. Er wusste das der entscheidende Augenblick vor der Tür lag. Und zum ersten mal in der Bibel lesen wir dass Jesus Angst hatte. Er war verzagt. Genauso wie du und ich es manchmal sind. Aber seine Gefühle gingen noch viel tiefer. Er war heilig und in jeder Sekunde seines Lebens mit Gott verbunden. Er wusste dass es das erste und einzige Mal eine Trennung geben würde zwischen ihm und Gott. Zwischen Sohn und Vater. Er wollte es nicht. Alles in ihm sträubte sich dagegen diesen schmerzvollen Weg zu gehen. Er wäre bereit gewesen einen leichteren Ausweg zu nehmen und dass sagt er auch Gott in seiner Todesangst. Nassgeschwitzt, weil sein Herz so sehr schmerzte. Doch er wusste dass es keinen anderen Weg gab. Er musste den einen nehmen. Und im Endeffekt stellte er seinen Willen unter den Willen Gottes.

Geht es uns nicht manchmal auch so? Wir bitten Gott um einen leichteren Weg obwohl wir wissen, dass wir den schwierigen bewältigen müssen. Gott führt uns diese Wege, damit sich unsere Persönlichkeit dadurch entwickelt und wir das Leben vieler anderer Menschen verändern. So wie Jesus es getan hat. Durch seine Wunden sind wir geheilt. Sein Leidensweg war für uns der Weg zum Leben.

Doch nochmal zurück in den Garten Gethsemane. Jesus bittet seine Jünger wach zu bleiben. Ihm ist so schwer ums Herz und er möchte diese Stunden nicht alleine durchstehen. Doch er findet sie schlafend. Immer wieder bittet er sie zu wachen, doch sie schlafen ein. Es macht ihn traurig. Sicher tat es ihm weh und er war enttäuscht. Das waren die Personen, auf die er gezählt hatte. Doch er wusste auch, dass sie menschlich waren. Sie machten Fehler. Sie waren nicht perfekt.

Ich bin so dankbar dass uns die Bibel auch diese ganz andere Seite von Jesus zeigt. Seine Schwäche in den schweren Stunden. Seine tiefen Gefühle. Sicher können wir seine Gefühle nicht ganz nachempfinden, doch diese Bibelstelle weist und nochmal darauf hin, dass Jesus im Fleisch war und genauso fühlte wie wir. Der einzige Unterschied war, dass er sündlos auf dieser Erde wandelte.

Du durchlebst gerade eine schwere Zeit? Jesus durchlebte sie auch.

Du willst den Weg nicht gehen, den Gott vor dich gelegt hat? Jesus stand vor der gleichen Entscheidung.

Du bist enttäuscht von Menschen, die dir nahestehen? Jesus kennt Enttäuschung. 

Jesus versteht uns, weil er genau das gleiche durchlebte, was uns im heutigen Leben begegnet. Und in keiner anderen Religion gibt es etwas vergleichbares. Gott wird Mensch und geht den schwierigsten Weg, den man auf sich nehmen kann. Das ist Liebe. Das ist der Wahnsinn. Das ist kaum zu glauben. Wer würde so etwas tun? Und doch ist es wahr. Und das sollte an jedem Tag unsere Freude sein, selbst wenn es nichts anderes gibt worüber wir uns freuen könnten.

In seinen schweren Stunden ging Jesus zu seinem Vater und sprach mit ihm. Er war ganz ehrlich über seine Gefühle und Nöte. Und das dürfen wir auch sein. Das zeugt von einer echten und vertrauten Beziehung.

Wir werden in unserem Leben noch einige Enttäuschungen erleben. Hoffentlich nicht ganz so viele. Aber wie wir wissen, verläuft das Leben anders als wir es uns vorstellen. Doch es gibt einen, der uns versteht. Jesus kennt Enttäuschung, Jesus kennt Schmerz, Jesus kennt scheinbar auswegslose Situationen. Wir dürfen ihm alles sagen, ihm vertrauen! Denn eines ist sicher: Er enttäuscht uns nie!

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1 thought on “Herzschmerz

  1. Sehr schöner Text!
    Da sieht man, dass man ohne Jesus nichts tun kann (Johannes 15,5), auch wenn man nur “einen Steinwurf weit” von Gott entfernt ist.

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