Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich als kleines Mädchen auf den Schoß von meinem Papa geklettert bin. Er hat mir geholfen eine sichere Position zu finden und dann liebevoll seinen Arm um mich gelegt. In keinem anderen Moment hatte ich mich so sicher, geborgen und vollkommen geliebt gefühlt. Mein Papa, mein Held, mein Kuschelbär, mein Lehrer und mein großes Vorbild.
Aus dem kleinen Mädchen wurde eine junge Frau. Mit dem Lauf der Jahre änderte und entwickelte sich auch die Beziehung zum Vater. Doch eine Überzeugung stand genau wie damals so auch jetzt fest: Seine Liebe zu mir war bedingungslos und würde nie vergehen. Wenn seine Tochter glücklich war, dann war er es auch.
Eine ähnliche Situation, an die ich mich gerne erinnere, war als ich vor einigen Jahren zu Gott kam und ihm mein Leben anvertraute. Er nahm mich in die Arme und flüsterte mir zu: ” Tanja, du bist nun mein. Meine Tochter! “ Und in diesem Moment fühlte ich, dass mich niemals jemand mehr lieben würde als Gott. Niemand sorgt sich mehr um mich als er und niemandem liegt mein Glück so am Herzen wie ihm.
Doch wie man es aus dem Alltag so kennt, können Vater-Tochter Beziehungen auch mal schwierig werden. Das Unverständnis der Tochter lässt die Besorgnis des Vaters oft unbeachtet. Wie soll man den Blickwinkel des anderen auch verstehen, wenn man sich in so verschiedenen Positionen befindet? Meinungsverschiedenheiten, die manchmal auch im Streit enden, können eine kleine oder große Distanz schaffen. Für beide ist das ein beunruhigender Zustand. Und doch verharren wir durch Stolz, Gleichgültigkeit oder Selbstmitleid manchmal zu lange darin. Ich weiß wie schwer es mir jedes Mal fiel meinen Stolz runter zu schlucken um auf ihn zuzugehen und wie erleichtert war ich, wenn mein Vater bereits den ersten Schritt machte und mir mit einem Friedensangebot entgegen kam.
Es ist wohl normal, dass man verschiedene Phasen durchlebt. Macht das nicht eine Beziehung intensiver und stärkt gleichzeitig das Vertrauen?
Denn was auch geschieht, die Tatsache, dass er mein Vater ist und ich seine Tochter, kann durch nichts erschüttert werden. Der Gedanke, dass etwas unverändert bleibt, birgt eine wohltuende Sicherheit in sich. Besonders wenn ich an mein oft sehr enttäuschendes Verhalten denke. Ist das nicht bemerkenswert? Vater – Tochter, dieser Status bleibt.
Während ich diese Gedanken in mein Notizbuch schreibe, fasziniert es mich erneut, dass Gott mir genau so eine Vater-Tochter Beziehung anbietet. Bezeugt das nicht sein größtes Interesse an mir? Und zeigt es nicht, dass seine bedingungslose Liebe, egal in welcher Phase, sich für mich nie ändern wird?
Eine gute Beziehung zum leiblichen Vater ist wohl eines der wertvollsten Schätze, die man haben kann. In manchen Fällen gibt es sicherlich auch unüberwindbare Gründe, aus denen man dies möglicherweise nicht pflegen kann, wie Verlust, Suchtprobleme oder mangelndes Interesse von einer der beiden Seiten. Aber bei Gott ist das nicht der Fall. Weil er mich liebt, will er eine gute Vater-Tochter Beziehung zu mir haben. Mir zuhören, mir helfen, mir Ratschläge geben, mich trösten und alles was einen wunderbaren Papa eben so ausmacht.
Kann man sich da nicht glücklich schätzen, so einen liebenden Vater zu haben? Ich zumindest bin es. Denn Ich – bin seine geliebte Tochter.
Sehr schön geschrieben und auf den Punkt gebracht. Ich liebe und werde geliebt was auch geschieht ♡