Glaube

Niemand kennt mich so wie du

Wer von uns hat sich noch nicht gewünscht einmal die Gedanken anderer lesen zu können? Das wäre einfach zu interessant oder? Doch wenn ich über die Folgen nachdenke, die dieses Wissen mit sich bringen würde, dann bin ich wirklich erleichtert dass Gott uns nicht mit dieser Gabe beschenkt hat. Es wäre wohl kein Geschenk sondern eher ein Fluch. Wie oft hätte ich mich für meine Gedanken schämen müssen? Und wie oft hätten meine Gedanken andere verletzt? Selbst meine liebsten wären nicht unverschont geblieben. Diese Wahrheit muss ich mir demütig eingestehen. Wahrscheinlich gäbe es keine glücklichen Beziehungen oder Freundschaften mehr auf dieser Welt. Ich denke wir wissen alle: wir Menschen sind sensibel was das angeht. Man bedenke, dass man nur einen geringen Prozentsatz seiner Gedanken ausspricht und trotzdem fällt es einem schwer Gutes und Schlechtes zu filtern. Besonders ich, als Mensch der gerne viel redet, musste frustriert feststellen, dass ich nicht genug Weisheit oder auch Willenskraft dazu besitze.

Natürlich ereilen uns negative Gedanken oft schneller als uns lieb ist und es ist fast unmöglich diese gar nicht aufkommen zu lassen. Trotzdem liegt es an uns ob wir diese vermehren oder vermindern. Jesus sagt in Matthäus 15 Vers 19: Aus dem Herzen des Menschen kommen böse Gedanken. Es kommt also darauf an mit was mein Herz gefüllt ist. Mein Herz ist die Quelle meiner Gedanken.

Herr du durchschaust mich, du kennst mich durch und durch.
Ob ich sitze oder stehe – du weißt es, aus der Ferne erkennst du was ich denke.
Schon bevor ich anfange zu reden, weißt du was ich sagen will.
Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine schützende Hand über mir.
Das du mich so genau kennst übersteigt meinen Verstand; es ist mir zu hoch, ich kann es nicht begreifen.
Psalm 139, 1- 6

Vor einigen Tagen las ich den Psalm 139 und dieser hat sich mir so neu entfaltet, dass ich ihn am nächsten Morgen gleich nochmal lesen wollte. Ihr kennt das sicher, wenn man Bibelstellen schon öfter gelesen hat, aber sich der tiefen Bedeutung nie wirklich klar wurde. So ging es mir auch bei diesem Psalm. In den ersten Versen geht es nämlich genau darum, dass Gott uns durch und durch kennt. Er durchschaut unser Wesen. Er kennt alle Beweggründe unseres Herzens. Er sieht unsere Gedanken, bevor wir sie gedacht haben. ALLE, die ehrwürdigen und die, bei denen wir am liebsten den Kopf in den Sand stecken würden um in alle Ewigkeit so zu verharren. Genauso verhält es sich auch mit unseren Worten. Er weiß was wir sagen wollen, auch wenn wir nicht die richtigen Worte finden. Er hört jedoch auch all das Schlechte, das uns oft so leicht über die Lippen gleitet. Undankbarkeit, Frust, Lästereien, Beleidigungen.
Für mich ist es faszinierend, dass in demselben Psalm noch steht wie fürsorglich er uns umgibt und seine schützenden Hände um uns hält.

Die Frage die ich mir selber stellen musste: Würde ich auch noch so lieben können, wenn mir die negativsten Gedanken der Anderen bekannt wären? Oder andersrum gefragt: Welcher Mensch würde uns so bedingungslos lieben, wenn er alle unsere Gedanken kennen würde?
Mir geht es da wie König David, dem diese Erkenntnis über Gottes Liebe zu hoch war. Gott kennt das Tiefste meines Inneren, alle dunklen Seiten, die ich versuche zu verbergen und doch strahlt sein Licht so liebend auf mich herab. Er vergibt mir und lässt mich immer wieder aufs neu seine Gnade genießen. Und vielmehr noch, er ist für mich gestorben um meine Unvollkommenheit vollkommen zu machen.

Wer kann diese Liebe begreifen? Mir bleibt nichts anderes übrig als erneut zu staunen.

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