Ich muss sagen ich mochte es nicht besonders in seinen Unterricht zu gehen. Hier saß ich und bemerkte, dass ich absolut nichts begriff. Ich war erst am Anfang und ich war neugierig, da sprach jemand von Dingen, die andere niemals erwähnten. Dieser Lehrer redete von Dingen, die gar nicht in diese Welt passten. Und das war spannend. Aber irgendwie auch realitätsfern. Für mich. Heute. Ja es klang irgendwie unerreichbar.
Ich fragte mich ob er wusste wie es war hier zu sitzen. Mit dem Bleistift in der Hand. Ständig am Notizen machen. Radieren. Verbessern.
Natürlich wusste er es. Er wusste alles, richtig?
Und dann sah er mich an, sagte ich solle den Stift weglegen. Einfach nur zuhören und verinnerlichen. Ich hatte ganz vergessen, dass er Gedanken lesen konnte. Aber wie sollte ich mir das alles merken? Vor allem die ganzen Begriffe, die ich noch nicht mal kannte. Er sagte ich solle seinen Worten vertrauen. Das müsse ich als erstes lernen. Vertrauen, das klang gut. Zumindest sollte es machbar sein. Ich schrieb es mir als Hausaufgabe auf. Er lächelte über meinen Eifer.
Die Hausaufgabe die mir anfangs einfach schien ließ mich fast zerbrechen. Ich konnte es einfach nicht. Mein Kopf glich dem leeren Blatt Papier vor mir. Meine Hände waren müde vom Nichtstun. Ich hatte mich wohl verschätzt. Was bedeutete überhaupt vertrauen? Wie passte es auf eine DIN A4 Seite?
Dieser Unterricht, bei diesem Lehrer, das war eine ganze Nummer zu groß für mich Durchschnittsschülerin. Aber ich liebte ihn, den Lehrer. Seine Weisheit, seine Art mich anzusehen, seine Geduld mir etwas beizubringen. Aber der Erfolg, der ließ auf sich warten.
Ich wollte so gerne weiterkommen im Leben, wieso gelang es mir bloß nicht? Tränen flossen über mein Gesicht. Ob du es glaubst oder nicht, der Grund war wirklich mein Scheitern an der Hausaufgabe. Früher waren mir Hausaufgaben egal, aber das hatte sich geändert. Es hatte sich verändert als ich diesen besonderen Lehrer traf. Plötzlich wollte ich lernen, mich entwickeln und großes Erreichen.
Er würde mich sicher danach fragen. Nach meinem Ergebnis. Vielleicht sollte ich gar nicht hingehen. Dann bliebe mir diese Peinlichkeit erspart. Obwohl ich auch wusste, dass er mich nicht verurteilen würde. Er war immer verständnisvoll und liebevoll gewesen. Es lag also eher an mir. War ich mutig genug wieder hinzugehen?
Bis zum nächsten Morgen wanderten meine Gedanken im Labyrinth umher.
Ich ging. Weil etwas in mir sagte, dass ich nicht so schnell aufgeben sollte. Ich ging. Weil ich glaubte dass es keinen Lehrer gab der sich mit diesem messen konnte. Ich muss zugeben, mein Herz fühlte sich schwer an als ich den Raum betrat. Er wartete schon und als er mich sah, erstrahlte sein Gesicht. Ich konnte nur ein zaghaftes Lächeln erwidern. Wieso freute er sich so mich wiederzusehen? Das würde ich wohl nie begreifen.
Der Unterricht begann. Ich machte mich darauf gefasst gleich aufgerufen zu werden. Doch es passierte nichts. Er sah mir sogar ganz oft direkt in die Augen, doch erwähnte nichts. Ich wunderte mich, hatte er es vergessen? Das Wort vergessen gab es doch nicht einmal in seiner Wortsammlung!
Nach der Stunde verließen alle Schüler den Raum. Ich saß immer noch da und bewunderte meinen Lehrer. Er hatte mich gar nicht blos gestellt. Heute hatte ich mir auch gar keine Notizen gemacht, ich war zu beschäftigt gewesen die Art meines Lehrers zu analysieren. Er war so anders. Ich lächelte.
Tanja! Diese vertraute Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Er stand direkt vor mir, mein Lehrer. Freut mich dass du deine Hausaufgaben gemacht hast! Ich war ganz verwirrt. Jetzt musste ich es wohl doch gestehen. Ich habe nichts getan Herr Lehrer. Er sah mir tief in die Augen. Doch das hast du. Du bist wieder in meinen Unterricht gekommen. Du hast nicht aufgegeben obwohl du Vieles nicht verstehst. Du hast heute etwas Großes gelernt. Du hast meinen Worten vertraut. Du hast mir vertraut!
So fühle ich mich letzte Zeit ganz oft im Unterricht von Jesus. Ich verstehe die Dinge, die er mir beibringen möchte meist erst im Nachhinein. Und manchmal ist es anstrengend und oft auch frustrierend so viel lernen zu müssen. Vor allem, wenn man Prüfungen nicht besteht. Aber dadurch ist der Lerneffekt meist noch größer. Eins weiß ich: Man muss mit seiner Hilfe und aller Disziplin, die man aufbringen kann, an sich arbeiten. Man darf sich keinen Urlaub gönnen, denn das bedeutet Rückschritte in kauf zu nehmen. Und auch wenn sich das nicht nach Spaß anhört, ist es doch das Allerschönste, wenn man merkt, dass man sich entwickelt und Neues begreift. Von Jesus kann man so viel lernen. Er ist der weiseste und geduldigste Lehrer, den es gibt. In seinen Unterricht möchte ich für immer gehen.